Mein Name ist Paul, ich bin Sozialpädagoge und arbeite seit letztem Jahr als Betreuer in einem Jugendzentrum in Klagenfurt. Meine Berufsbezeichnung auf dem Lohnzettel ist Betreuer. Betreuer, wie das klingt. Irgendwie nichtssagend.
Wenn ich jemandem erzähle, was ich so beruflich mache, dann hatte ich bis vor kurzem leichte Bedenken zu sagen: ich bin Betreuer. Das kratzte irgendwie an meinem Stolz, immerhin habe ich ja studiert und bislang auch überall gehört, ich solle sich nicht unter meinem Wert verkaufen und mich als Pädagoge, als Fachkraft, gar als Experte präsentieren. Und jetzt war ich also plötzlich „nur“ Betreuer. Ehrlich gesagt klang das nach Ferialjob, bestenfalls nach Azubi. Auch Flugpersonal betreut schließlich die Gäste. Kurz: es klang für mich – nach etlichen Jahren der Ausbildung – nach zuwenig.
Ich begann also ein wenig zu recherchieren. Das Verb „betreuen“ stammt vom mittelhochdeutschen Wort betriuwen ab, was soviel wie schützen heißt. Diese Defintion alleine wäre aber zu kurz gegriffen, denn das mittelhochdeutsche Wort triuwe (und das steckt ja in betriuwen) hat noch viel tiefschichtigere Bedeutungen. So zum Beispiel: unveränderlich fest (in der Gesinnung), zuverlässig, getreu, wohlmeinend, vertrauensvoll, sicher, geborgen, aufrichtig, redlich, beständig. Und auch der Blick auf zeitgemäßere und aktuelle Definitionen von Betreuen zeigt, dass der Begriff wirklich vielseitig ist. Der Duden sagt mir, dass betreuen „jemanden vorübergehend in seiner Obhut haben“ bedeutet. Es kann auch Kümmern, Pflegen, Sorgen, Hegen und Coachen heißen.
Diese Vielfalt an Bedeutungen und Interpretationen des Begriffs finde ich großartig. Sie verdeutlichen, wie vielfältig die Anforderungen an uns Betreuerinnen und Betreuer in der Offenen Jugendarbeit sind. Die verschiedenen Aspekte unserer Arbeit, die zahlreichen Aufgaben und Herausforderungen, mit denen wir jeden Tag konfrontiert sind, das alles steckt im Wort „Betreuer:in“ drinnen. Ich habe meinen Frieden mit diesem Wort geschlossen. Ich bin stolz ein Betreuer in der Jugendarbeit zu sein, denn was ich erst für eine zu wenig konkrete, professionelle und präzise Berufsbezeichnung gehalten habe, hat für mich eine neue, tiefere Bedeutung erlangt.
Finde ich voll schön den Gedanken, dass man: frau als Betreuer:in auch ein:e Beschützer:in ist, danke Paul:)
LG von Gabriele und Chris